Segelfluglager Münster Juli 2020

Über Nacht entschloss ich mich für eine Woche ins Segelfluglager nach Münster zu fahren. Vom BFK in Samaden kannte ich die Attraktivität und Schönheit des Hochgebirgsfliegens. Jetzt mal das Goms vom Rhonegletscher, Aletschgletscher bis zu den fast Fünftausender Richtung Matter-Tal selber zu erfliegen, löste in mir eine respektvolle Sehnsucht aus. Nun ging es ans Organisieren: Konsultation der Homepage Lager Münster, einholen der Bewilligung beim Vorstand für den FI, suchen des Zugfahrzeuges für den Anhänger – alles ging schliesslich auf - Doch wie wird die Fahrt nur verlaufen  mit all den Kreiseln und engen Kurven?
Am Samstag, den 25.7.20 fuhr ich dann mit dem Riesengestüt gen Süden, mit der Bahn Huckepack durch den Furka-Tunnel und parkierte meinen Anhänger auf dem Fluggelände von Münster. Dann Bezug des Hotels in Gluringen.

Sonntagmorgen – 10Uhr – Breving: Begrüssung, Vortag, Besonderes, Wetter, Allgemeines.

Ein Einweisungsflug wurde mir dringend empfohlen. Pepe Schäuble nahm mich dann mit dem Arcus auf einen 4.5 stündigen Erkundungsflug: Grimsel, Furka, Aletschgletscher bis ins Mattertal mit Blick aufs Matterhorn.
Während dem Flug schöpfte Pepe aus seinem unermesslichen Fundus: Geografie, Geschichte, Anekdoten – unerhört spannend!

Reizüberflutet konnte ich nur schwer einschlafen!!

Montagmorgen: mein erster Alleinflug – sitzt man einmal im Flieger, gibt niemand mehr Hinweise! Der Schlepp mit dem Robin war sehr gewöhnungsbedürftig: das beste Steigen findet möglichst nahe an den bewaldeten, von der Sonne aufgeheizten und mässigen Hangwinden angeströmte Südosthängen. Saumässig ruppig stiegen wir nach oben bis über die Galmihornhütte – volle Konzentration wird zur Lebensversicherung. Die Lernkurve stieg jedoch mit jedem Schlepp, sodass ich mich beim Letzten - der insgesamt vier - relativ wohl fühlte. Nach dem Klinken auf der ersten Krete (ca. 2500m) ist Hangsegeln dran – das Gelände geht wellenartig, Stockwerk für Stockwerk nach oben bis zu den Gletschern und den Viertausender Richtung Berner Alpen – man fliegt so zu sagen fast immer unterhalb der das Wallis säumenden weissen Riesen. Als ich mich «hochgeachtert» und gekreist habe bis zur Basis – typisch zwischen 3500 und 4500m – wurde ich verwöhnt von einer atemberauschenden, majestätischen Schönheit. Gleissenden Gletschern, in allen grün-blau Tönen schimmernden Bergseen, schroffen Felsformationen, schrattigen Geröllteppichen und die Sinne bannenden, tiefverschneiten Viertausender!

Mein Höhepunkt war der Flug über den Aletschgletscher bis zur Concordia-Hütte.
Diese Sicht aus fast 4000m Höhe grenzt an das für das Auge gerade noch erträgliche an unsäglicher Ästhetik. Sogar ein Adler kreuzte meine Bahn – Ich befand mich im berauschenden Glückszustand!

Da das V-Tal des Goms eher schmal ist, kann man entsprechend dem Sonnenstand mit eher wenig Höhenverlust das Tal queren. Für mich als Jungflieger war das Fluggebiet recht übersichtlich – geht Richtung Süden etwas schief, ist der Flugplatz Raron gut erreichbar. Die Herausforderungen liegen bei den enorm starken Abwinden, die Freuden bei den katapultierenden Aufwinden. Ein nächstes Mal würde ich statt sechs Tage, eher zwei Wochen einplanen.
An den fünf fliegbaren Tagen konnte ich rund 20 Stunden in luftigen Höhen geniessen.  Etwas schade war, dass ich allein von der SGS dort war – aber alles war eben sehr kurzfristig, somit bin ich selbst schuld. Die Hilfsbereitschaft der rund 25 Piloten war hingegen gross. Fühlte mich rasch integriert. Voller Zuversicht blicke ich auf das kommende Jahr – die Sonne wird uns wieder verwöhnen und damit kann der Tanz der Thermik von Neuem beginnen!

3. August 2020, Dominic Saladin