Mein Weg ins Cockpit 

Als ich im Winter 2021/22 den Theoriekurs absolvierte, war ich mir sicher, dass ich die Prüfungen noch im Frühling 2022 abschliessen kann, doch dem war nicht so.
Die Fächer 20,30,40,60,70 und 80 brachte ich durch, als dann aber die Flugsaison wieder eröffnet wurde, vernachlässigte ich die letzten drei Prüfungen und schob sie vor mich hin, da ich wusste, dass ich in dieser Saison noch nicht das nötige Können erlernen konnte, um die Praktische Segelflugprüfung zu absolvieren.

Die Saison ging vorbei wie im Fluge und der Winter stand vor der Tür, also entschied ich mich den Theoriekurs in den drei Fächern (Luftrecht, Meteorologie, Radiotelefonie) nochmals zu besuchen.
Dies war eine sehr gute Entscheidung, da ich vor allem in Luftrecht und Meteorologie mehr dazu gelernt habe, als im Jahr zuvor. Nach dem Kurs war mir klar, jetzt muss ich die Prüfungen möglichst bald ablegen.
Somit meldete ich mich nach ein paar Wochen für die Prüfungen Luftrecht und Meteorologie am Prüfungsort Illnau an und bereitete mich auf diese vor.
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir, es wäre schlau, sich nur auf diese beiden Prüfungen zu konzentrieren, um sie sicher zu bestehen, was ich später bereut habe. Das Prüfungsdatum war an einem Donnerstag, deshalb nahm ich mir Frei und ging mit dem ÖV nach Illnau. Nach ca. 20 min konzentriertem Überlegen und Entscheiden, war es auch schon wieder vorbei. Der Instruktor kam mit einem Zettel in der Hand zu mir und reichte ihn mir.
Ich hatte bestanden. Ich dachte mir: „Perfekt jetzt nur noch das Fach Radiotelefonie.“

Die Flugsaison 23 hatte inzwischen schon begonnen und ich war schon wieder fleissig am Fliegen. Ich machte grosse Fortschritte in der Praxis und konnte mich auf zwei Einsitzer Flugzeuge umschulen. Als dann die Sommerferien näher rückten, begann ich mit dem Prüfungstraining im Schulflieger.
Stefan und ich entschieden uns nämlich, die Praktische Prüfung im Sommerlager abzuschliessen.
Somit war mir klar, die letzte theoretische Prüfung muss noch durch. Ich erkundigte mich nach den Prüfungsdaten und den Orten. Mir fiel auf, dass es praktisch nur ein Datum gab an welchem es für mich möglich war, nämlich der 8. Juli in Bellinzona. Ich ging somit nach Bellinzona, um diese letzte Prüfung noch zu schreiben.
Nach einer langen Zugfahrt kam ich am Bahnhof Bellinzona an und ging zum Prüfungsort, welcher zum Glück direkt neben dem Bahnhof war. Der Druck war hoch, denn ich wusste, wenn ich nicht bestehen würde, kann ich die Praktische Prüfung am 14. Juli nicht durchführen.
Ich fing mit dem Test an und hatte 14 min. Zeit. Ich drückte auf Test abgeben und wartete auf das Ergebnis. Bestanden. Die Erleichterung, die ich spürte, war riesig!

Nach dieser Erleichterung konnte ich mit gutem Gefühl in die Woche starten.
Es war Sommerlager und ich konnte darum noch einige Tage trainieren bis zur Prüfung, welche am Freitag dieser Woche stattfand. In diesen Tagen mussten Stefan und ich noch viel Papierarbeiten erledigen, um die Prüfung zu machen.

In der Nacht vor der Prüfung dachte ich, ich könnte nicht gut schlafen, aber ganz im Gegenteil, ich schlief wie ein Stein.
Somit war ich fit in den Tag gestartet. Das Wetter sah perfekt für das Prüfungsprogramm aus. Stefan und Ich gingen schon um 8.00 Uhr auf den Flugplatz, um genug Zeit für das Bereitmachen des Segelfliegers und um die letzten Änderungen am Briefing zu tätigen.
Kurz vor 9.00 Uhr traf der Experte ein. Die Nervosität stieg. Vor dem Briefing hatte ich am meisten Respekt, denn da fragt der Experte den Schüler mündlich ab, über das Wissen von Notverfahren, Lufträume und das Segelflugzeug selbst.
Nachdem wir uns in einem kurzen Gespräch kennengelernt haben, ging es auch schon mit dem Briefing los. Der Experte meinte, aus Zeitgründen können Stefan und ich den Briefing-Teil zusammen machen. Als wir mit dem Briefing fertig waren wuchs die Vorfreude auf das Fliegen.
Wir führten den Aussencheck am Flugzeug durch, während der Experte uns zuschaute. Der Aussencheck war durchgeführt und ich durfte mit dem praktischen Teil anfangen.

Der Experte und ich setzten uns ins Flugzeug und ich begann mit den Checks und dem Departure Briefing.
Das Schleppflugzeug gab Gas und wir begannen zu rollen. Nach einem erfolgreichen Start, ging es weiter mit einer 8- im-Schlepp und nach dem Klinken folgten verschiedene Übungen, um das Beherrschen des Segelfliegers zu testen.
Nach den Übungen musste ich mich, wie üblich im Flugplatzverkehr eingliedern und Funkte mit dem Tower.
Ich führte das Approach Briefing durch und ging zwischen 600m AMSL und 650m AMSL in den Downwind 28 Grass.
Die Anfluggeschwindigkeit setzte ich auf 100km/h und drehte in den Final ein. Die Piste lag direkt vor mir.
Ich liess die Bremsklappen ein wenig raus und zielte auf meinen Aiming Point.
Der Boden kam immer näher, ich flachte ab und setzte auf. Etwas hart dachte ich.
Ich betätigte die Bremsen und wir wurden langsamer bis es zum Stillstand kam.

Nach ein paar Sekunden stille, fragte mich der Experte: ,,Und bist du zufrieden»? ich antwortete: ,, Ja schon, aber die Landung war ein bisschen hart.“ Dann stieg er aus, streckte seine Hand zu mir und sagte: ,,Also ich bin zufrieden, Herzliche Gratulation zur bestandenen Segelflugprüfung, gut gemacht.!

Ich war sehr glücklich und konnte nicht aufhören zu lachen. Ich konnte es nicht fassen, dass ich nun auch zu den Segelflugpiloten gehöre.

22.7.23 Moritz Giger