Nach einem Zeitsprung von 33 Jahren, den Traum vom Fliegen doch noch realisiert....

Mein Interesse an der Fliegerei begann in der Jugend mit Plastikmodellbau im Massstab 1:72.

Mit der richtigen Fliegerei im Militär hat es nicht geklappt, aber immerhin war ich bei der Luftwaffe und konnte weiter Flugzeugmodelle bauen (aber hauptsächlich Fahrzeuge bemalen).

Während des Studiums habe ich dann in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre endlich die Gelegenheit wahrgenommen, bei der Akaflieg Frankfurt eine Flugausbildung zu beginnen. Das Foto zeigt auf unserem Flugfeld Ziegenhain unser damaliges, fast durchgehend holzbasiertes Flugmaterial.
Im Winter wurde nicht nur Theorie gelernt, sondern auch aus Prinzip jeder Holzflieger alle zwei Jahre zerlegt und neu bespannt.

Leider fehlte mir nach einem Jahr und einigen Alleinflügen damals die Zeit zum Weitermachen. Mein Beruf als Professor an der HSG bringt viele Reisen mit sich, so dass deren Fehlen aufgrund der Pandemie dann endlich den Anstoss gab, die gewonnene Zeit für die Wiederaufnahme der Ausbildung bei der SGS zu nutzen.

Der Zeitsprung von 33 Jahren war beeindruckend, besonders was die Elektronik-Helferlein im Flugzeug und die Formalisierung der Ausbildung anbelangt.
Ein glücklicher Umstand führte dazu, dass ich im Winter 2020/21 die Theorieausbildung halb klassisch, halb über Video mit unseren Fluglehrern machen konnte, was dann auch gleich im ersten Anlauf zu einer erfolgreichen Theorieprüfung im Februar führte.
Da ich eher mit dem Kopf als mit dem Bauch fliege, dauerte es eine Weile, bis sich die ursprünglich starke Anspannung bei Start, Schlepp und Landung durch zunehmende Sicherheit (unterdessen 60 Flüge bei der SGS) abgebaut hat.

Ich freue mich auf den Spätsommer und Herbst, wo ich hoffentlich die Freude des (alleine) Fliegens im Appenzellerland und später vielleicht Alpstein geniessen kann.

Da ich meine Arbeit während der Sommermonate relativ frei einteilen kann (Arbeiten am Wochenende, wenn es regnet - und fliegen auch mal unter der Woche, wenn gutes Flugwetter ist), hoffe ich auf ein paar Gleichgesinnte, damit wir genügend oft fliegen können.

2. Juli 2021, Robert Winter

Die "Zwetschgenkilbi" war der Auslöser....

Ich durfte mit meinem Vater an der „Zwetschgen-Chilbi“ das erste mal Segelfliegen und das hat mir sehr gut gefallen. Daraufhin ging ich manchmal am 1. Sonntag im Monat zum Schnupperfliegen. Nun bin ich 17 Jahre alt und mitten in der Ausbildung.
Das Gefühl in der Luft ist unbeschreiblich. Ich mache die Ausbildung zurzeit während der Lehre das funktioniert sehr gut, da die SG Säntis sehr flexibel darauf eingeht, die Fluglehrer unterstützen mich sehr und es ist immer sehr interessant  neues zu lernen.

26.5.21 Sarina Hänggi

Schon von Kindes Beinen an interessierte mich jegliches Tun am Himmel...

Schon von Kindes Beinen an interessierte mich jegliches Tun am Himmel. Was fliegt, das fasziniert. Ich verbrachte Tage auf der Terrasse des Zürcher Flughafens, investierte Stunden in die Lektüre von Fachzeitschriften und in die Erkundung des Himmels und der Erde am Flugsimulator in meinem Kinderzimmer.
So lag es nahe, dass ich nach der Maturität den Weg über die SWISS in die Welt des Fliegens suchte. Als Cabin Crew Member nutzte ich dann jede Möglichkeit, um bei Start und Landung im Cockpit dem Treiben beizuwohnen; immer mit dem Hintergedanken, eines Tages auch mal ein Fluggerät pilotieren zu können.

Nach zwei Jahren als Vollzeit-Flight Attendant entschied ich mich, das Studium zum Sekundarlehrer aufzunehmen, und behielt mir die Türe zur Aviatik dabei dank des Freelance-Vertrags bei SWISS offen. Zum Abschluss des Studiums leistete ich mir dann die Ausbildung zum Gleitschirmpiloten und kam dadurch einerseits dem Pilotieren eines Fluggeräts einen Schritt näher und andererseits wurde ich unweigerlich mit dem Thema Thermik konfrontiert. Stundenlang nahezu geräuschlos nur mittels Kraft der Aufwinde in den schönsten Szenerien unserer Regionen zu gleiten war ein unbeschreibliches Gefühl.
Dabei traf ich das eine oder andere Mal auch auf Segelflugzeuge, welche mir aufgrund ihres wesentlich grösseren Aktionsradius unheimlich Eindruck machten. Zunächst aber verlor ich keinen Gedanken ans Umsatteln und blieb dem Gleitschirm einige Jahre treu. – Im Corona-Jahr 2020 dann aber sollte es anders kommen.

Die SRF-Dok «Schweizer Helden der Lüfte» brachte mir das Segelfliegen näher. Einmal mit einem Segelflieger zu fliegen und mehr Strecke zu machen als mit dem Gleitschirm, das wollte ich unbedingt auch einmal. Kurz darauf konnte ich an einem nahegelegenen Flugfeld ein Segelflugzeug bei der Landung beobachten; diese Eleganz, diese Ruhe. Es packte mich. Zuhause angekommen googelte ich nach den nächstmöglichen Gelegenheiten für einen Segelflug. Die Antwort war eindeutig: die SG Säntis am Flughafen St. Gallen-Altenrhein.

Etwas hin- und herüberlegend meldete ich mich alsbald telefonisch und wurde sehr unkompliziert für einen Schnuppertag aufgeboten. Bestens betreut vom Fluglehrer erhielt ich einen profunden Einblick in einen intensiven Flugtag. Ich war von der ersten bis zur letzten Minute auf Platz fasziniert. Auch die ersten Thermik-Versuche, die ich machen durfte, trugen ihr Wesentliches dazu bei, dass ich mich relativ schnell für den Beitritt zum Verein entschied.
Einmal beigetreten, ging alles ganz schnell. Segelflugbuch, Segelflugordner, Theoriematerial und Schlüssel zum Gelände in der Hand machte ich mich an den Wochenenden bis zum Saisonende im Oktober auf den Weg zum Flugplatz, um noch möglichst viel aus den fliegbaren Tagen herauszuholen.
Dass der Segelflugbetrieb am Flughafen St. Gallen-Altenrhein in einer CTR stattfindet, fand ich umso spannender. Es bedingte unter anderem, dass im Flug unter Einhaltung der ICAO-Standardphraseologie gefunkt und das Piloten-Feeling dadurch verstärkt wird, fast so, als führte man einen grossen Airliner.
Ich trainierte die Standard-Funksprüche für die Landung jeweils bei der täglichen Autofahrt zur Arbeit, um der Funksituation im Flug möglichst nahe zu kommen. Leider erhielt ich dabei niemals eine Clearance. Aber sei’s drum, es hat genützt. Innert kürzester Zeit, nach rund zehn Flügen, durfte ich alle Phasen des Fluges selbstständig durchführen, obschon zu Beginn das Eingreifen des Fluglehrers zur Stabilisierung der (Schlepp-) Fluglage regelmässig notwendig war, wurde dieses zunehmend weniger.

Und dann kam die Winterpause. Vereinsintern wurde glücklicherweise ein samstäglicher Theoriekurs von jeweils sechs Stunden auf die Beine gestellt, sodass die Wintermonate bestens fürs Theoriebüffeln genutzt werden konnten. Von engagierten Fluglehrern wurden wir tiptop auf die Theorieprüfung vorbereitet, sodass der Start in die neue Saison im März 2021 mit fundierten theoretischen Kenntnissen über die Bühne gehen konnte.

Die in den Frühlingsferien organisierten Intensivschulungswochen nutzte ich zielgerichtet, um baldmöglichst den ersten Alleinflug, ein wahrer Meilenstein in der Ausbildung, absolvieren zu können. Tagein tagaus standen wir um neun Uhr beim Hangar und gingen noch vor zehn Uhr in die Luft, sofern das Wetter und die Schleppmaschine es zuliessen. So führten wir unzählige Starts & Landungen, Übungen zum Managen von Gefahrensituationen und Seilrissübungen in diversen Phasen des Schlepps durch.
Nachdem mich der Fluglehrer fragte, ob ich bereits das Medical absolviert hätte, was ich bejahte, meinte er, ich solle doch schnellstmöglich das AFM des ASTIRs studieren. Mein Puls stieg. Gesagt, getan.

Bei den nächsten Flügen mit dem Fluglehrer hiess es dann jeweils: «Gell, du flügsch denn alles allei!» Was so viel bedeutete wie, er würde primär beobachten und nur dann eingreifen, wenn es brenzlig werden würde. Was zu meiner Erleichterung nie der Fall war. Und am 22. April 2021, beim 43. Flug, war es so weit; ich stieg ganz allein ins Cockpit des Orion. Kein Fluglehrer würde eingreifen können. Mit dem Flugauftrag und allen notwendigen Dokumenten in der Tasche hob das Flugzeug nach ungewohnt kurzer Startstrecke ab, ich schien sichtlich erleichtert. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich benötigte nämlich mehrere Bleigewichte, um die Mindestzuladung zu erfüllen. Ein ruhiger Schlepp folgte und über Heiden auf knapp 1400 AMSL klinkte ich.
Ich fühlte mich unglaublich frei und musste meine Freude über Funk dem Fluglehrer mit einem beherzten Freudenschrei kundtun. Nach ein paar Kurven in Flugplatznähe galt es, die Landung vorzubereiten. Als ob der Fluglehrer hinten sitzen würde, kommentierte ich alles, was ich überlegte und machte. Offen gesprochen, es fühlte sich irgendwie seltsam, aber dennoch richtig an. Wie gewohnt, zwar etwas holprig, setzte ich auf und brachte die DG 505 zum Stehen.
Die Freude und die Erleichterung standen mir ins Gesicht geschrieben.
Darauf folgten vier weitere Alleinflüge mit dem Schulflugzeug, bevor ich zwei Tage später die Umschulung auf den Einplätzer machen durfte. Erneut ein packendes Erlebnis. Das Steuer- & Flugverhalten waren komplett anders, als ich es mich gewohnt war. Und dann kam im Funk noch eine neue Immatrikulation dazu, der Versprecher «HB32… äähh HB1341» war vorprogrammiert. Die folgenden drei Flüge galten dann der Bekanntmachung mit den neuen Aspekten des ASTIRS, was kurz darauf in einem atemberaubenden Thermikflug über dem Appenzellerland und in meinem aktuellen Ausbildungsstand gipfelte. Ich kann es kaum erwarten, die Ausbildung voranzutreiben und schnellstmöglich wieder mit den Vögeln zu kreisen und die Faszination des ruhigen antriebslosen Fliegens wirken zu lassen.

19. Mai 2021 Pascal Rotach

Meine Segelflugausbildung...

Wenn ich mich heute an diesem Sonntagmorgen hinsetze und diesen Bericht mit grosser Freude und einem Gefühl des Glücks schreibe, ist es gerade kein Flugtag, denn der Nebel am Bodensee und im ganzen Mittelland verhindert einen Flug in das nahe Appenzellerland. Dieses ist im Normalfall das Trainingsgebiet von uns Flugschülern der SG-Säntis.

Lasst mich aber die Geschichte von Anfang erzählen, denn obwohl das Segelfliegen einer meiner Bubenträume ist, beginnt sie genau genommen am 26.05.2018 anlässlich eines «Tages des offenen Cockpitts» (TOC). Rein zufällig traf ich in einem Café einen von mir sehr geschätzten Kollegen aus der Gleitschirmgruppe, ich flog lange Jahre einen von ihm konstruierten Schirm. Er ist selber auch ein ausgezeichneter Kunstflugpilot und auch Segelflugpilot in der Segelfluggruppe Säntis. Nach dem angeregten und erfreulichen Gespräch mit ihm hat es mich gepackt, und meine Frau Sandra und ich machten uns gleich auf zum nächsten TOC bei der SGS (Segelfluggruppe Säntis) Altenrhein. Dort hat diese äusserst engagierte und erfreuliche Fliegergruppe ihren Hangar und eine Graspiste für Starts und Landungen.

Wir kamen dort pünktlich um 9:00 hin und wurden freundlich vom Cheffluglehrer empfangen. Nach einem kurzen Briefing, erklärt werden das Wetter, bereitzustellende Flugzeuge, einzurichtende Pistenfahrzeuge und im Dienst stehende Piloten, Fluglehrer und Flugschüler, gehen wir gleich zur Tat. Alle werden an diesem Tag vor allem fliegen aber zwischenzeitlich auch am Boden Hilfs- und Dienstleistungen erbringen, damit der Flugbetrieb, wie organisiert, zur Freude aller Fliegerherzen ablaufen kann.

Schon bald sitzen wir im Cockpit einer (Glaser Dirk) DG 505 Orion, es hat eine Gleitzahl 40 und ist ein modernes Hochleistungs-Segelflugzeug, das sich auch für Passagierflüge und zu Schulungszwecken sehr gut eignet. Die SG Säntis pflegt ihre Flugzeuge erstklassig und hat viele Fachleute in ihren Reihen die sich mit der Wartung auskennen. Nur deshalb ist es möglich, dass so ein Segler fast wie neu aussieht und sich immer auf dem höchsten Stand aller technischen Anforderungen befindet. Obwohl mich Technisches durchaus interessiert, war ich eher gespannt auf meinen ersten Flug mit einem Segelflugzeug auf den ich mich sehr freute. Ein Schleppflugzeug zog uns bis zum Gäbris und von da flogen wir selber weiter. Ich war beeindruckt und leise Gefühle von Freiheit, so ähnlich wie bei meinen vielen Flügen mit dem Gleitschirm, kamen in mir hoch. Nach der Landung unternahmen wir noch einen zweiten Flug. Den Beschluss, Segelfliegen lernen zu wollen, habe ich aber zu jenem Zeitpunkt schon gefasst.

Im Juli 2018 gab es bei der SGS, wie jedes Jahr um diese Zeit, ein Segelfluglager. Mit einer ganzen Woche Intensivtraining kam ich schon recht weit und durfte mit dem erfahrensten Segelfluglehrer in der Gruppe schon einen Flug in die Alpen unternehmen. Das war eine ganz grosse Erfahrung für mich. Ich durfte die Thermik am Breithorn selber erfliegen und unter Anweisung des Fluglehrers den Segelflieger selber fliegen. Der Rückflug führte uns sogar hoch über den Wolken zurück, weil es in den Alpen bis fast 2'800 Meter Höhe ging und die Basis Richtung Rheintal tiefer lag. Es war wie Schweben, und zuerst glaubte ich, es könnte ewig so weiter gehen. So konnte ich noch bis Ende Oktober Flug an Flug reihen und lernte stetig dazu. Am 13. Oktober 2018 durfte ich bereits den ersten Alleinflug mit dem Grob Astir unternehmen.

Über den Winter bis März 2019 durfte ich die Segelflugtheorie studieren und im März 2020 die letzten Prüfungen fertig ablegen. Den Flugbetrieb konnten wir 2020 im Mai wieder aufnehmen und so begann für mich nochmals ein intensives Flugtraining zur Vorbereitung auf die praktische Flugprüfung im Oktober 2020. Bis hierhin durfte ich in den 27 Monaten Ausbildung zum Segelflugpiloten bereits viele wunderbare Flüge erleben, richtig zum Geniessen. Ohne grössere Zwischenfälle und Widerstände wäre meine Ausbildung zum Segelflugpiloten auch sicher in einem Jahr zu schaffen gewesen.

Für mich war die ganze Ausbildung eine Bestätigung und auch eine erneute Übung für vielfältige Fähigkeiten wie Durchhaltevermögen, präzises und ausdauerndes Arbeiten bis ins Detail, Reaktionsvermögen, Geduld und auch etwas Demut. Qualitäten, die wir auch im Berufsleben und im täglichen Umgang miteinander gut gebrauchen können. Neben viel Freude am Fliegen und Erfolgserlebnissen gab es auch Misserfolge, Fehlleistungen, Rückschläge und Niederlagen. Auch damit müssen wir im Leben umgehen können, wieder aufstehen und weitermachen. Wir haben sehr gute Fluglehrer die mit uns fliegen und uns helfen Fortschritte zu machen. Es ist eine der grossen Stärken der Segelfluggruppe Säntis, dass sich die Fluglehrer über unterschiedliche Vorgehensweisen in der Schulung ausweisen und auch differenzierte Schwerpunkte setzen. Die Einen verlangen ganz exaktes Fliegen und die Anderen legen mehr Wert auf Genuss beim Kreisen in der Thermik, wenn auch hier Präzision durchaus notwendig ist, um etwas länger in der Luft zu bleiben. Auch etwas Akroflug und Extremfluglagen gehören richtigerweise zum Übungsfeld eines Segelflugschülers. Einen speziellen Dank möchte ich an dieser Stelle auch allen unseren Motorflugpiloten geben, denn sie schleppen uns an fast jede gewünschte Stelle in der näheren Umgebung des Flughafens Altenrhein. Ihre grosse Erfahrung und ihr spezielles Können geben uns Sicherheit.

Es kam der Prüfungstag, der 22.10.2020. Eine interessante Zahlenfolge, merke ich im Nachhinein und mein Geburtstag ist der 22.01.1963. Die spezifische Vorbereitung für diese Prüfung hat von Mai bis Oktober 2020 gedauert. Wir haben viele Trainingsflüge gemacht und ich bin allen Fluglehrern sehr dankbar für ihre Geduld, ihr Insistieren, ihre Korrekturen und ihr Beharren auf Genauigkeit und strukturiertes Vorgehen in allen Phasen eines Segelfluges. Auf den Prüfungstag habe ich mich gut vorbereitet. Alle Dokumente liegen bereit, Wetter studiert, Flugplanung gemacht, der Segelflieger steht bereit und das Schleppflugzeug ist ausgeräumt. Pünktlich um 15:00 kommt unser Experte. Die Begrüssung ist herzlich, und nach einer knappen Stunde Prüfung meiner Flugvorbereitungen schreiten wir zum Flugfeld. Ich mache die Vorflugkontrollen am Segelflieger und der Prüfungsexperte erklärt mir noch die Prüfungsbedingungen. Wir steigen ein, ich gehe das Departurebriefing durch und gebe den Schleppauftrag an den Motorflugpiloten. So wie man startet, so fliegt man auch, und so landet man auch bekanntlich wieder.

So gelingt der Start hervorragend. Der Experte auf dem hinteren Sitz übernimmt nach der ersten Wende draussen über dem Bodensee das Steuer, lenkt uns weit nach rechts vom richtigen Kurs ab und bittet mich das Steuer wieder zu übernehmen um wieder exakt hinter das Schleppflugzeug in die Normalschleppfluglage zurück zu kehren. Das mache ich ohne Seildurchhänger und wir fliegen weiter bis auf 1'500 msl bei Heiden. Ich klinke aus, fahre das Rad ein, trimme auf 105 km/h, Transponder auf Stellung alt. Schon kommen die ersten Anweisungen meines Experten. Kreise rechts, links, Kurse Ost, West, Süd, in einem Linkskreis hochziehen bis zum Abkippen und wieder in Normalfluglage zurück. Dann noch ein Sackflug und die Anweisung Richtung Friedrichshafen zu fliegen. Ich fliege Richtung Lindau, weil das ein sicherer Orientierungspunkt ist und ich wohl Lindau mit Friedrichshafen verwechsle. Friedrichshafen liegt etwa 30 Grad links von Lindau. Mein wohlwollender Experte macht mich darauf aufmerksam und ich fliege wie gewünscht. Dann empfehle ich nach links zu drehen, weil wir sonst in den CTR geraten und das wäre ohne Anmeldung kein gutes Handeln. Getan, machen wir noch ein paar Manöver und schon melde ich, dass es Zeit wäre ans Landen zu denken. Wir haben nämlich nur noch 1'000 msl und sind noch in der Gegend von Walzenhausen. Ich schalte die Funkfrequenz auf Turm, fliege nach Wolfhalden, lasse das Rad wieder raus und melde mich auf 850 msl bei St.Gallen Tower an. Dieser meldet sich nach dem dritten Aufruf und gibt mir auch die Freigabe. Ich fliege via Golf zum Abbauraum, Kreise rechts und melde bei 650 msl HB3295 righthand downwind 28 grass. Ich erhalte wieder die Freigabe und so muss ich mich jetzt wirklich nochmals richtig konzentrieren. Ich fliege präzis und paralell zur Piste 28 Richtung Osten, beobachte den Luftraum, drehe nach rechts in den Queranflug, richte auf und fliege wieder gerade, dann mit einer neuen Rechtskurve in den Endanflug und leite ganz genau in Richtung Piste 28 aus. Jetzt stelle ich etwa halbe Bremsklappen und ziele genau auf den aimingpoint. Jetzt will ich nur noch vier Dinge tun: a) die Geschwindigkeit und den Kurs halten, b) den Sinkflug im richtigen Moment abflachen (eine zu kurze Landung mit zu wenig Reserven wäre schlecht), c) möglichst im Zielbereich landen und ich muss eine möglichst weiche Landung hinkriegen. Das habe ich so gemacht, weich war die Landung auch, aber leider 10 Meter zu weit. Wir stiegen aus. Zu meiner Überraschung gratulierte mir der Prüfungsexperte zu meinem guten und sicheren Flug, teilte mir mit, dass ich mich ab sofort Segelflugpilot nennen dürfe und wir noch die restlichen Formalitäten im Hangar erledigen werden. Ich war innerlich überglücklich, konnte es kaum glauben, habe es geschafft.

Die Saison 2020 ist in Altenrhein zu Ende. Vorausschauend und mit Freude erwarte ich die nächste Segelflugsaison die bei uns im März 2021 beginnen wird. Ich will das Streckenfliegen weiter verbessern und auf ein hohes Niveau bringen, verschiedene weitere Ausbildungsschritte tun und ein richtig guter Segelflugpilot werden. Vielleicht reicht es im Herbst 2021 sogar für die Teilnahme an einem Akrokurs. Neben hauptsächlich viel Freude am Fliegen, gilt es sich laufend weiter zu verbessern und das macht diesen Sport, dieses Vergnügen und diese Schule des Lebens so herausfordernd und spannend.

Nochmals möchte ich allen Mitgliedern der SG-Säntis, allen Helfern und Motorflugpiloten herzlich für ihre Hilfe, ihren Rat und ihren Einsatz danken. Ganz besonderen Dank richte ich an alle Fluglehrer der SG-Säntis. Ihr leistet Euren ganzen Einsatz für uns unentgeltlich und weist Euch über eine sehr hohe Kompetenz in allen Bereichen des Segelfliegens aus.  

Im Herbst 2020, Andreas Graf                                                                

 

Vom Küken zum Adler...

Dies schrieb mir einer unserer Fluglehrer zur bestandenen Prüfung. Adler ist sicherlich hoch gegriffen aber Flügge bin ich definitiv geworden.

Vorbereitung
Der Tag meiner Prüfung rückte immer näher. Am Sonntag davor machte ich mit Werner Rissi, einer unserer Fluglehrer noch 6 Starts an der Winde und als Abschluss stand noch ein Flugzeugschlepp an, bei dem ich nochmals das Prüfungsprogramm durchgehen wollte.
So viel zum Plan.
Der Beginn des Schlepp’s lief normal und irgendwann steuerte Werner den Segler in sicherer Höhe in eine ungewöhnliche Schlepplage hinter der Schleppmaschine und ich brachte ihn wieder auf Kurs. Noch ein zweites mal und kurz nach der Übergabe der Kontrolle zu mir hatten wir einen etwas speziellen Seilriss weit über der Sicherheitshöhe. Das Seil hat sich dabei beim Querruder über den Flügel gelegt und wollte nicht abfallen. Steuern konnten wir noch problemlos und so flog ich zum Abbauraum und kreiste Flach mit gleichbleibender Geschwindigkeit. Kurz vor dem Downwind übernahm Werner die Kontrolle, überflog wegen dem Seil mit viel Höhe die Bäume und die Strasse und Landete sicher und sanft auf der Piste 28 Gras. Da zuerst das Seil wieder repariert werden musste, war Schluss für Heute.

Prüfungstag
Es war genauso wie es der Wetterbericht vorausgesagt hatte. Am Morgen dichtere Bewölkung, die sich aber bis Mittag auflockern und am Nachmittag immer mehr der Sonne Platzmachen sollte.
Da der Prüfungstermin erst um 14:00 Uhr angesagt war, hatte ich genügend Zeit mir das Meteo, DABS und das NOTAM anzuschauen und die sonst noch benötigten Unterlagen auf Vollständigkeit zu prüfen.
So ausgerüstet machte ich mich auf zum Flughafen, schaute dort nochmals das Flughandbuch der Orion an und blickte mit etwas gemischten Gefühlen auf die bevorstehende Prüfung.
Nun kamen Guido Halter, auch einer unserer Fluglehrer und Peter Weiss einer unserer Schlepppiloten. Beide haben sich extra unter der Woche die Zeit genommen, um mir die Prüfung überhaupt zu ermöglichen. Wir meldeten beim Tower den Start unseres Flugbetriebes und stellten die Orion auf der Piste bereit.
Schon ging es gegen 14:00 Uhr wir durften den Experten willkommen heissen. Anschliessend wurden alle benötigten Unterlagen auf Vollständigkeit kontrolliert und die Prüfung konnte beginnen.
Es folgten einige Theoretische Fragen über METEO, DABS, Ober- Untergrenzen verschiedener Lufträume, Segelflugzonen, Flughandbuch vom Orion, Geschwindigkeitsbereiche, Notverfahren, Ausleiten von gefährlichen Flugzuständen und noch einiges mehr.
Anschliessend kam der Prüfungsflug, der vorher besprochen wurde. Ich solle alles so wie immer machen und immer laut sagen was ich mache. Auch musste ich mir den Übungsablauf nicht merken, da er mir immer alles vorher sagen werde.
Durchgehen der Checkliste, Departure Briefing, Start und schon bald folgte eine 8 im Schlepp und die Wiederherstellung der korrekten aus einer aussergewöhnlichen Schleppfluglage. Klinken, Fahrwerk einfahren, Austrimmen, Höhe und Position melden. Anschliessend folgten diverse Kreise mit Ausleiten auf Geländepunkte oder auf Kompasskurse, Strömungsabrisse provozieren und korrekt korrigieren usw.
Die Zeit verging wie im Fluge und die Flugstunden machten sich bezahlt. Aus meiner Sicht klappte alles auf Anhieb und blieb im Toleranzbereich. Auch war ich ruhiger und entspannter als gedacht.
Schon waren wir auf 950m MSL und wie vorher abgemacht wollte ich auf die Tower-Frequenz wechseln um zu hören was so läuft. Nur der Funk war während des Fluges vom Experten verstellt worden. Nach einer Schrecksekunde habe ich dann halt die korrekte Frequenz manuell eingestellt und mich beim Tower für den Einflug in die CTR angemeldet. Nach der Freigabe das Approach Briefing abgearbeitet und auf gut 600m MSL dem Tower den Downwind für die Piste 28 Gras gemeldet. Nach der Landefreigabe weiter in die Base und den Final natürlich immer mit guter Luftraumüberwachung, ausreichend Höhe über Grund und korrekter Geschwindigkeit. Schon kam die Landung im markiertem Bereich und wichtig -> weiterfliegen bis der Flieger steht.  
Haube auf, eine kurze Fluganalyse von mir und ein Debriefing vom Experten und die Bestätigung für die bestandene Prüfung.
So cool, ich bin Flügge geworden!!

Und weiter geht’s…
Das Lernen hört nie auf, schon am Wochenende darauf habe ich die Umschulung auf die DG-300 abgeschlossen. Ich kam ganz schön ins Schwitzen aber nicht wegen dem Fliegen sondern wegen der Demontage / Montage des Flugzeuges, was auch zur Umschulung gehört und körperlich etwas anstrengender als Fliegen ist. Mit tatkräftiger Unterstützung durch die anwesenden Flugschüler und Tipps vom Fluglehrer war auch dieser Teil bald abgeschlossen.
Das Fliegen selber war einfach genial. Viel bessere Wendigkeit, Flugleistung und eine ganz andere Sitzposition, naja mehr liegen als Sitzen als im Astir CS.
Beim zweiten Flug fand ich sogar eine schwache Thermik, die mich beim St. Anton auf 1600m MSL hochtrug, direkt unter die leider sehr tiefe Basis.
 

..und zum Schluss
Ich möchte allen von Herzen danken, die mir ermöglicht haben ein so phantastisches Hobby zu erlernen. Sei es unsere engagierten und mit grosser Geduld gesegneten Fluglehrer, unseren Schlepppiloten, die auch immer mal für ausserplanmässige Einsätze zu haben sind und die vielen andern Piloten und Schüler, die einander mit Rat und Tat helfen und ohne die ein Flugbetrieb nicht möglich wäre.
Einen grossen Dank auch an unseren Vorstand welcher mit viel Arbeit und Einsatz unseren Verein weiterbringt und die eine oder andere Unebenheit auf der «Piste» aus dem Wege schafft.

10. November 2020, Marcel Spirig