In letzter Minute – Roberts «Prüfungs-Ziellandung»

Seit meiner letzten Theorie-Fachprüfung im Februar 2021 war mir ja durchaus bewusst, dass die Praxisprüfung noch in der Flugsaison 2022 stattfinden muss. Seit vielen Monaten war mir auch klar, dass wir unsere Ersatz-Schleppmaschine nur noch bis Anfang Oktober nutzen können – und dass das Wetter im Ostschweizer Herbst nicht jedes Wochenende schön sein würde. Trotzdem war ich im Sommer mehrmals einige Wochen im Ausland, so dass es am Ende zwar mit der Prüfungsterminierung gerade noch kurz auf knapp am 1. Oktober klappte, ich aber nach dem Sommerlager nicht mehr wirklich oft üben konnte.

Als dann der September nass und kalt wurde, drohte mein «last-minute Plan» mehrmals zu scheitern. Noch in der Woche vor dem Prüfungstermin wurde für den 1. Oktober einmal 100% Sonne, dann wieder Dauerregen, dann wieder trockene Witterung prognostiziert – ein Wechselbad der Erwartungen. Am Abend vor dem Prüfungstag mussten wir angesichts einer heranziehenden Regenfront die Prüfung nochmals vom Nachmittag auf den Morgen verschieben.

Nach einem schönen Morgenrot beim Aufstehen und guter Sicht beim «Aufwärmflug» (mit Heinz) wurde es schnell dunkler. Zum Glück waren alle Beteiligten sehr flexibel, bis hin zur spontanen Entscheidung nach Eintreffen des Experten, den normalen Prüfungsablauf «Flugvorbereitung – Flugdurchführung» kurzerhand umzudrehen und solange zu fliegen, wie das noch möglich ist (danke, Heinz Brem).

Im Schlepp war es aufgrund der aufziehenden Regenfront etwas ruppig und auch der erste Teil der Acht war als solche wahrscheinlich nur mit etwas Phantasie zu erkennen – was natürlich an mir und nicht am wie immer perfekten Schlepp durch Peter lag. Recht bald flogen wir dann durch Sprühregen.

Die Standard-Manöver (Kreise verschiedener Neigung, Kompasskurse, Überziehübungen in Geradeausflug und Kurve usw.) klappten mehr recht als schlecht. Man merkte aber ziemlich bald, dass viele kleine Regentropfen zusammen auch einiges wiegen und der Aerodynamik nicht gut tun, denn wir hatten teilweise vier Meter Sinken. So wurden dann aus knapp 850m in Thal 650m an der ARA, so dass ich ohne abzukreisen in den Downwind ging. Landeanflug und Landung waren ruhig und oft geübt, so dass meine grösste (aber nicht einzige) Sorge beim Aufsetzen war, ob wir denn wohl die 30 Minuten Mindest-Prüfungsfluglänge erreicht hätten – oder angesichts des nun stärkeren Regens an einem anderen Tag weitermachten müssten.

Es waren sogar 31 Minuten und wir zogen uns in den Schulungsraum zurück, während Heinz, Peter, Moritz und Stefan alles versorgten und trockenwienerten (vielen Dank dafür!). Dank der Gesprächsvorbereitung durch Heinz, einem Coaching durch Pascal, unserem guten SGS-Flugunterlagenstandard (danke Herbert) und als Bonus Windy-Aerologie als Bonus (danke Kurt) lief dieser Prüfungsteil ziemlich gut. Allein bei den in der Segelflugkarte grün eingetragenen LS-R-Gebieten wusste ich nicht so recht, was sie denn genau von «normalen» (rot eingezeichneten) LS-R-Gebieten unterscheidet. Ausserhalb des eigentlichen Prüfungsprogramms konnte ich vom Experten Heinz Brem in dieser Stunde wieder einiges dazulernen.

Nobody is perfect, aber offenbar waren Flugvorbereitung und Flugdurchführung insgesamt im grünen Bereich. Ende gut, alles gut. Allen zukünftigen Prüflingen sei jedoch empfohlen, nicht bis «kurz auf knapp» zu warten und ordentliche zeitliche Reserven einzuplanen – es ist definitiv besser für die Nerven aller Beteiligten.

2.10.22, Robert Winter